Bei den Weltmeisterschaften in der Para Leichtathletik im japanischen Kobe war auf Markus Rehm wie immer Verlass: der 35-Jährige Weitspringer des TSV Bayer 04 Leverkusen sicherte sich seinen 7. WM-Titel und ist natürlich auch in PARIS 2024 der große Favorit. In der französischen Metropole möchte auch seine erst 17-jährige Vereinskollegin Jule Roß starten. Im Finale über 400m verbesserte Jule erneut ihre persönliche Bestzeit und unterbot in 58,78 Sekunden die Norm für die Paralympics. Nachfolgend die Zusammenfassung des Wettkampftages vom Deutschen Behindertensportverband DBS.
Siebter WM-Titel für Markus Rehm
Weitsprung-Weltrekordhalter Markus Rehm bleibt auch bei der Para Leichtathletik-WM im japanischen Kobe unbesiegt und fliegt zu seinem 15. großen Erfolg, während Noah Bodelier im gleichen Wettkampf auf Platz vier landete. Bereits am Vormittag hatte ihre Leverkusener Teamkollegin Jule Roß für Jubel gesorgt, als die 17-Jährige zur Paralympics-Norm über 400 Meter stürmte. Mathias Schulze stieß die Kugel zu Rang sieben.
Drei Paralympics-Siege, fünf EM-Titel und jetzt zum siebten Mal Weltmeister: Auch die besonderen Umstände verhinderten nicht, dass Markus Rehm im 14. Jahr seiner internationalen Karriere ungeschlagen blieb. Gleich im ersten Versuch sprang er auf 7,95 Meter, was zum Sieg reichen sollte. Die Bestweite von starken 8,30 Metern legte er im fünften Versuch nach. Die WM in Kobe war ein Novum für den 35-Jährigen: Durch die coronabedingt zweimalige Verschiebung von 2021 ins Paralympics-Jahr 2024 findet sie nur drei Monate vor den Spielen in Paris statt. Da der Leverkusener am Samstag noch einen Wettkampf in der Innsbrucker Innenstadt hatte, kam er erst am Montagabend in Japan an, blieb aber vom Rhythmus her in der deutschen Zeitzone, was ihn im Wettkampf nicht beeinträchtigte.
„Mir geht es hervorragend. Es war etwas schwer, in den Wettkampf zu finden, weil die Windverhältnisse nicht einfach waren“, sagte der Weltrekordhalter, der im vergangenen Jahr 8,72 Meter in Rhede sprang, „aber wir haben es alle ganz gut hinbekommen und mit 8,30 Metern bin ich super zufrieden. Da ist aber noch viel mehr drin. Wir sind auf dem richtigen Weg und die ganz großen Sprünge kommen noch.“ Zweiter wurde der US-Amerikaner Derek Loccident mit 7,69 Metern, Dritter dessen Landsmann Trenten Merrill mit 7,35 Metern, der Rehms Trainingskollegen Noah Bodelier noch vom Bronzerang verdrängte. Der 20-Jährige, der auch von Steffi Nerius und zudem von Sara Grädtke trainiert wird, kam auf 7,12 Meter. „Die Jungs werden immer besser, der Druck ist auf jeden Fall da“, sagte Rehm: „Das Niveau steigt stetig an in den letzten Jahren, daher muss ich abliefern. Schön, dass mir das heute noch mal gelungen ist, aber die Jungs werden mir in Zukunft das Leben schwer machen und das ist auch gut so. Noah hat schon an der Medaille geschnuppert und ich glaube, dass er das auch künftig kann, wenn ihm einer rausrutscht.“
Noah Bodelier, Vize-Juniorenweltmeister von 2019, war nach dem dritten Durchgang auf Rang drei, ließ seinen 7,12 Metern zwei Mal ebenfalls beachtliche 7,11 Meter folgen, wurde aber auf Rang vier verdrängt. Der 20-Jährige war Anfang Mai in Bremen mit 7,49 Metern zur Paralympics-Norm gesprungen. Zum Vergleich: Bei der WM 2023 in Paris war der gebürtige Erkelenzer mit 6,48 Metern noch Achter geworden: „Ich bin ganz konstant gesprungen und daher zufrieden. Ich glaube aber, dass ich noch weiter springen kann in dieser Saison. Heute wäre es auch möglich gewesen, aber leider hat nicht alles gepasst.“ Mit einem Grinsen im Gesicht schob er noch eine Ansage hinterher: „Natürlich hoffe ich, irgendwann ganz oben zu stehen, das sollte immer das Ziel sein.“
Jule Roß sprintet in Rekordzeit zum Paris-Ticket
Am Vormittag war die Freude ganz auf der Seite von Jule Roß: Die 17-Jährige unterbot in 58,78 Sekunden die Norm für die Paralympics in Paris – da konnte die Athletin vom TSV Bayer 04 Leverkusen es auch verkraften, dass sie nach ihrem mutigen Rennen auf der Zielgeraden noch vom Bronzerang verdrängt wurde. „Ich bin sehr überrascht, das Laufen hat sich ganz gut angefühlt. Mit Platz vier hätte ich vor der WM niemals gerechnet und mit so einer Zeit auch nicht“, sagte Roß, die damit den deutschen Rekord der Klasse T47 weiter deutlich verbesserte, den sie sich am Dienstag im Vorlauf mit 59,64 Sekunden geholt hatte: „Ich habe mich gestern schon riesig gefreut, dass ich das erste Mal unter 60 Sekunden gelaufen bin und jetzt direkt unter 59 – ich bin sprachlos und freue mich sehr, dass die Norm so früh in der Saison abgehakt ist.“
Wieder lief sie vor allem auf der Gegengerade stark, auf der wie am Vortag Tausende Schulkinder saßen und ihr begeistert zujubelten: „Da ist das Stadion voller und durch die Lautstärke läuft man noch mal schneller.“ Nach einem freien Donnerstag stehen jetzt noch der Weitsprung und die 200 Meter für die Schülerin an, die von Kira Biesenbach und Erik Schneider trainiert wird: „Da will ich gerne gut abschneiden und Spaß haben. Ich weiß, dass ich gut drauf bin und da geht auf jeden Fall noch was.“
Quelle: DBS
Bilder: Gate3 Photo Agency / Marcus Hartmann