Vom 20. bis 26. August finden in Berlin die Para-Leichtathletik-Europameisterschaften statt und geben unseren Top-Athletinnen und -Athleten bereits jetzt einen Extra-Schub Motivation, was sich in vielen Top-Leistungen wiederspiegelt.
Sprinterin Irmgard Bensusan vom TSV Bayer 04 Leverkusen hat ihren eigenen Weltrekord über 200 Meter in der Startklasse T44 verbessert. Beim internationalen Meeting in Osterode Anfang Juni lief die 27-Jährige nach 26,53 Sekunden ins Ziel und unterbot damit ihre Zeit aus dem Jahr 2015. „Endlich nach drei Jahren wieder schneller, ich bin sehr glücklich“, jubelte Irmgard Bensusan nach ihrem Weltrekord-Lauf. Die alte Bestmarke hatte sie selbst im März 2015 in Südafrika aufgestellt, nun war sie mit 26,53 Sekunden noch einmal elf Hundertstel schneller. Und sieht noch mehr Potenzial. „Über manche Sachen habe ich mich bei dem Lauf noch etwas geärgert, doch das zeigt mir auch, dass noch mehr möglich ist“, betont Bensusan und fügt hinzu: „Ich bin gut in Form und gespannt, was ich in dieser Saison noch erreichen kann. Ich freue mich auf die Europameisterschaften in Berlin.“
Irmgard Bensusan und Johannes Floors (beide TSV Bayer 04 Leverkusen) stellen beim World Para Athletics Grand Prix in Paris Mitte Juni erneut ihre starke Form unter Beweis. Über 200m zauberte Johannes Floors in 21,31 Sekunden eine Weltjahresbestleistung auf die Bahn, Irmgard Bensusan sprintete mit 26,67 Sekunden ihre drittschnellste Zeit überhaupt. Anschließend flog Irmgard Bensusan über 100 Meter zu einer neuen Bestzeit und Weltjahresbestleistung von 13,01 Sekunden und ließ die gesamte internationale Konkurrenz hinter sich. Das bedeutet gleichzeitig eine neue Rekordmarke in ihrer Klasse. Eine Zeit unter 13 Sekunden blieb der gebürtigen Südafrikanerin wohl nur wegen dem Gegenwind von 1,1 Meter pro Sekunde verwehrt. Johannes Floors rannte danach die 400 Meter in 46,78 Sekunden – ebenfalls die schnellste Zeit, die ein Sprinter auf Prothesen in diesem Jahr verbuchen konnte. OSP-Trainer Stefan Press zeigte sich dementsprechend zufrieden mit seinen Athleten: „Das war richtig gut von beiden. Irmgard hat im ersten Aufeinandertreffen gegen ihre direkten Konkurrentinnen gewonnen. Und Johannes ist heute ganz anders angegangen als sonst, sehr kontrolliert, aber auch das sah wirklich stark aus.“
Für ein Ausrufezeichen hat auch Alhassane Baldé in Nottwil (Schweiz) gesorgt. Nach dem deutschen Rekord über 1500 Meter in 2:59,24 Minuten schnappte sich der Rennrollstuhlfahrer des SSF Bonn auch die Bestmarke über 800 Meter. Beim Kräftemessen der Weltelite und beim Weltrekord des Briten Richard Chiassaro (1:30,35) verbesserte Baldé den 15 Jahre alten deutschen Rekord von Robert Figl um mehr als zwei Sekunden auf 1:31,03 Minuten. Das bedeutete für den querschnittgelähmten 32-Jährigen Rang drei in einem hochkarätigen Teilnehmerfeld.
„Es ist nochmals eine Wahnsinns-Entwicklung in unserem Sport erfolgt. Junge Leute wie der Amerikaner Romantschuk oder der Brite Chiassaro bringen selbst erfahrene Top-Athleten wie Marcel Hug oder Kenny van Wheegel an ihre absoluten Grenzen, das ist unglaublich. Ich hoffe, dass ich da noch einige Zeit mithalten kann. Mein neuer Rennrollstuhl erwies sich nach den Tests als sehr kurvenstabil und wird jetzt mein ständiger Begleiter, auf dem ich weiter an meiner EM-Form feilen will“, berichtete Alhassane Baldé.
Beim Integrativen Sportfest in Leverkusen sorgte das angekündigte Duell zwischen Johannes Floors und Felix Streng für Gänsehautmomente, das auch im August bei der Para Leichtathletik-Europameisterschaft in Berlin auf dem Plan steht. Schon im Vorlauf über 100 Meter verbesserte der einseitig unterschenkelamputierte Streng den deutschen Rekord in seiner Klasse auf 10,77 Sekunden, im Finale ließ er 10,67 Sekunden folgen – damit fehlen ihm zum Weltrekord nur noch fünf Hundertstelsekunden. Floors hatte im Vorlauf noch das Nachsehen, im Finale sprintete er aber 10,79 Sekunden, was in seiner Klasse der beidseitig unterschenkelamputierten Weltjahresbestleistung bedeutete.
Über 200 Meter hatten die beiden die Bahnen nebeneinander und als sie aus der Kurve kamen, waren sie Kopf-an-Kopf. Am Ende blieb Floors den Hauch von einer Zehntelsekunde vorne mit 21,32 Sekunden – Weltjahresbestleistung. Und zwischen ungläubigen Blicken und Schulterklopfern freute sich Streng mit 21,42 Sekunden über einen Europarekord, ärgerte sich aber gleichzeitig, dass sein Vereinskollege vor ihm blieb: „Ich gönne ihm das, aber gerade nervt es mich auch. Es war so ein geiles Rennen.“
Heinrich Popow gelang bei seinem Comeback nach einem Jahr ohne Wettkampf mit 5,93 Meter im Weitsprung der beste Saisoneinstieg seit vier Jahren. Markus Rehm sprang bei der Golden Fly Series in Innsbruck vier Mal über acht Meter und im letzten Versuch zur Tagesbestbestweite von 8,15 Metern. Außerdem lief Johannes Bessell über 800 Meter in 2:06,04 Minuten zum deutschen Rekord in der Klasse T46.
Quelle: DBS & TSV Bayer 04 Leverkusen, Bilder: picture alliance