Tischtennis-WM: Ärgerliche Niederlage im Vorrunden-Krimi gegen Südkorea
Der Sieg war schon zum Greifen nah, glitt den deutschen Damen dann aber doch noch aus den Händen. Gegen Südkorea nahmen die OSP-Spielerinnen Sabine Winter, Petrissa Solja und Nina Mittelham die ‚Underdog‘-Rolle ein, erspielten sich aber die Chance auf einen unverhofften Triumph. Solja schlug Suh Hyowon, Mittelham legte eine tolle Aufholjagd gegen Yang Haeun hin – einzig der dritte Punkt fehlte den Deutschen am Ende, den Winter schon auf dem Schläger gehabt hatte.
Sabine Winter war die tragische Figur dieses Vorrundenspiels. Ihre Kolleginnen Petrissa Solja und Nina Mittelham hatten beide schon einen Punkt zum Überraschungssieg gegen die favorisierten Südkoreanerinnen beigetragen, als Winter in die Box stieg und mit Suh Hyowon eine Abwehrspielerin vor sich hatte, die ihr bekanntlich liegen. Als sie dann auch noch mit 2:0 vorlegte und einen Matchball im dritten Satz holte, konnte man auf der deutschen Bank erst recht siegessicher sein. Doch es kam anders. Suh leitete die Wende ein und Winter verlor das Spiel noch im fünften Satz. Dass nach solch einem Spielverlauf auch ein paar Tränen flossen, war nur zu verständlich. Jedoch bleibt den DTTB-Damen der Sieg gegen Brasilien von heute Morgen, der für das Ziel, am Ende mindestens Gruppendritter zu sein, noch entscheidender war.
Enttäuscht, aber gut gespielt
„Nach diesem letzten Einzel, wo der Sieg so nah war, sind wir erst mal schon enttäuscht“, gab Bundestrainerin Jie Schöpp zu. „Aber wenn ich die Enttäuschung beiseiteschiebe, sehe ich, dass mein Team heute eine gute Leistung gezeigt hat. Ich hoffe nicht, dass sie sich durch diese Niederlage jetzt den Mut nehmen lassen.“ Denn zunächst einmal hatte das Spiel – ganz im Gegenteil – Mut gemacht und Hoffnung unter den deutschen Fans verbreitet. Zuerst überraschte Solja, die schon heute Morgen gegen Brasilien überzeugt hatte, Koreas Nummer eins, Suh Hyowon. Die Abwehrspezialistin holte den ersten Satz erfolgreich auf ihre Seite, musste das Ruder dann aber an Solja übergeben, die den Sieg geduldig nach Hause brachte.
Mit dieser Führung im Rücken versuchte auch Sabine Winter alles, was möglich war, gegen Jeon Jihee. Die Weltranglisten-35. erwies sich allerdings heute als zu stark für die Deutsche, die keinen Satz gewinnen konnte. Auch bei Nina Mittelham sah zunächst alles danach aus, als ob sie gegen Yang Haeun auf verlorenem Posten stehen würde. Beim Stand von 0:2 und 0:3 nahm sie jedoch noch eine Auszeit, die die Wende bringen sollte. In begeisternder Manier schraubte sie sich immer näher an die Weltranglisten-27. heran, die zusehends ratloser wurde und im fünften Satz nur noch fünf Punkte holte. „Nina war etwas nervös“, hatte Schöpp beobachtet. „Ich denke, sie dachte, dass das Team diesen Punkt von ihr erwartet. Als sie der Niederlage schon so nah war, konnte sie endlich ohne Druck und frei aufspielen.“
„Das müssen wir jetzt erst mal verdauen“
Solja hatte nun die Möglichkeit, den Sack zuzumachen, doch auch sie kam gegen die bestens aufgelegte Jeon nicht an und verlor mit 0:3. Die Entscheidung wurde somit ins fünfte Einzel verlegt, wo es zum bereits erwähnten Match zwischen Winter und Suh Hyowon kam – mit dem bekannten Ausgang. „Sabine hat von sich selbst sehr stark erwartet, dass sie gewinnt“, erklärte Schöpp. „Im Laufe des Spiels wurde dann ihr Arm schwer und Suh konnte ihre Topspins besser retournieren. Es ist sehr schade für Sabine.“ Nichtsdestotrotz müssen die deutschen Damen dieses Spiel schnell abhaken – schließlich wartet morgen schon Gruppenkopf Hongkong. „Wir müssen das jetzt erst mal ein bisschen verdauen. Zum Glück haben wir ein wenig Zeit dazu.“ Um 16 Uhr steigt Deutschland wieder in die Box – dann hoffentlich mit neuem Mut.