Dreimal Gold (Herren-Einzel, Mixed, Damen-Doppel) und viermal Bronze (Herren-Einzel, Mixed, zweimal Herren-Doppel) – Deutschlands Tischtennis-Asse haben den 37. Europameisterschaften Ende September in Alicante ihren Stempel aufgedrückt.
Neben dem siebten Triumph von Timo Boll im Herren-Einzel standen aus Sicht des Olympiastützpunkts Rheinland, der die deutschen Damen betreut, natürlich die beiden Goldmedaillen im Damendoppel für das Duo Kristin Lang/Nina Mittelham sowie im Mixed für das Team Ruwen Filus/Han Ying im Vordergrund.
Dramatisch verlief das Endspiel im Damen-Doppel zwischen Kristin Lang/Nina Mittelham und der österreichisch-russischen Kombination Sofia Polcanova/Yana Noskova. In einem Duell auf Augenhöhe hatte das DTTB-Duo nach mehr als einstündiger Spielzeit nach 2:3-Satzrückstand im siebten Satz bei einer 10:8-Führung zunächst zwei Matchbälle für, dann in der Verlängerung bei 10:11 und 11:12 zwei gegen sich. Am Ende setzte sich die Deutschen knapp, aber verdient durch.
„Wir wussten, dass wir eine 50:50-Chance hatten. Im Finale war es sehr wichtig, die Initiative gegen unseren Gegner zu übernehmen, um in die offenen Ballwechsel zu kommen. Immer wenn uns das gelungen ist, waren wir im Vorteil. Das haben wir konsequent bis zum Ende versucht und deshalb auch gewonnen.“ Nina Mittelham ergänzt: „Unsere Mischung aus Routine und Jugend hat sich super ergänzt. Wir haben ein sehr starkes Finale gespielt. Ich freue mich sehr, dass mein Mut zum Risiko belohnt wurde. Zwar habe ich bei 10:8 im siebten Satz für uns einen gut liegenden Ball verzogen, dafür aber zweimal bei Matchball gegen uns unfassbare Bälle getroffen."
Die Goldmedaille an der Seite der erst 21-jährigen OSP-PerspektivTeam-Athletin Nina Mittelham bedeutet für die zwölf Jahre ältere Kristin Lang gleichzeitig die erfolgreiche Verteidigung ihres erstmals 2016 in Budapest (mit Sabine Winter) gewonnenen Titels. Zuvor hatte die ausgebildete Physiotherapeutin mit Wu Jiaduo 2012 und Zhenqi Barthel 2009 zweimal dritte Plätze erreicht. Mittelham ist nun bereits die vierte Partnerin, mit der Lang bei Europameisterschaften erfolgreich ist.
Erstmals nach 40 Jahren erklang nach dem Finale des Mixed-Wettbewerbs bei den Europameisterschaften wieder die Nationalhymne Deutschlands. Dem Abwehrduo Ruwen Filus/Han Ying gelang in Alicante der dritte Goldmedaillengewinn im Mixed in der Geschichte der Europameisterschaften. Bronze in dem ab 2020 olympischen Wettbewerb ging zudem an Patrick Franziska/Petrissa Solja, die den Österreichern Stefan Fegerl/Sofia Polcanova im Halbfinale unglücklich unterlegen waren.
Gegen die im Einzel topgesetzte Polcanova und Ex-Doppel-Europameister Fegerl setzte sich das defensive deutsche Duo in einem hochklassigen Finale mit 11:7, 9:11, 11:4, 9:11 und 11:8 durch. Ruwen Filus strahlte nach der Siegerehrung: "Es ist unfassbar, jetzt Europameister zu sein. Wir hatten uns natürlich vor dem Turnier eine Medaille ins Visier genommen. Aber dass es sogar der Titel wurde, ist umso schöner. Ying und ich ergänzen uns sehr gut und haben uns im Turnier von Spiel zu Spiel gesteigert und uns den Titel verdient.“
Den Titel im Damen-Einzel gewann die Polin Li Qian im Finale mit 4:2 gegen die Ukrainerin Margaryta Pesotska, die überraschend am Samstag die Düsseldorferin Han Ying mit 4:0 besiegt hatte. Die Deutsche Meisterin scheiterte ebenso im Viertelfinale wie ihre Nationalmannschaftskolleginnen Sabine Winter und Petrissa Solja.
Erstmals in das Achtelfinale einer Europameisterschaft zog Nina Mittelham ein. Unsere OSP-Athletin hatte keinerlei Problem bei ihrem ersten Aufeinandertreffen mit der ungarischen Linkshänderin Szandra Pergel, das 4:0 für die ehemalige Jugend-Europameisterin endete. Im Achtelfinale unterlag Nina Mittelham dann der Rumänin Bernadette Szocs, die im Turnier an Position drei gesetzt war.
"Was für eine tolle EM", freut sich DTTB-Präsident Michael Geiger und rechnet vor: "Mehr als die Hälfte aller fünf Finals gewonnen. Mehr als ein Drittel aller 20 zu vergebenden Medaillen gewonnen. Glückwunsch und Danke an unser tolles DTTB-Team."
Quelle Text und Bilder: Deutscher Tischtennis-Bund