Bei der Para Leichtathletik-WM in Paris musste sich OSP-Athlet und Paralympics-Sieger Felix Streng (Sprint-Team Wetzlar) im mit Spannung erwarteten 100m-Finale sowohl dem Italienier Maxcel Manu als auch Guity Guity aus Costa Rica geschlagen geben und gewinnt Bronze. Johannes Floors vom TSV Bayer 04 Leverkusen kommt als Vierter ins Ziel und sorgt gemeinsam mit Felix Streng für zwei Qualifikations-Slots für die Paralympics 2024.
Nachfolgend der Wettkampfbericht von Nico Feißt (Deutscher Behindertensportverband DBS):
Das 100-Meter-Finale der unterschenkelamputierten Sprinter hatte in Tokio 2021 alle elektrisiert: Im Foto-Finish kürte sich Felix Streng in 10,76 Sekunden zum Paralympics-Sieger, der Costa Ricaner Sherman Guity Guity wurde Zweiter in 10,78 Sekunden und eine Hundertstelsekunde dahinter teilten sich Dubai-Weltmeister Johannes Floors sowie Rio- und London-Paralympicssieger Jonnie Peacock Bronze. Der WM-Vorlauf deutete an, dass es auch in Paris eng zugehen könnte. Noch mehr: Mit dem Italiener Maxcel Manu kam noch ein Konkurrent hinzu, der direkt in 10,64 Sekunden die schnellste Vorlaufzeit hinzauberte. Dahinter: Guity Guity in 10,69 Sekunden, Streng in 10,76 Sekunden sowie Floors und Peacock in 10,92 Sekunden. Zwischen Platz eins und fünf schien für die beiden Deutschen alles möglich.
Als um 20.08 Uhr im Pariser Stade Charléty der Startschuss in der Luft lag, war die Anspannung förmlich zu spüren. Und dann war Warten angesagt. Der Italiener Manu hob die Hand, alle mussten aus den Blöcken raus. Dann der Start – zurückgeschossen. Der Italiener zog die Prothese aus, probierte seinen Stumpf abzutrocknen und sah die Gelbe Karte für Startverzögerung. Als es darauf ankam, preschte er aus dem Startblock und siegte in 10,71 Sekunden, dahinter der Costa Ricaner Guity Guity in 10,79 Sekunden. Felix Streng gewann Bronze in 10,85 Sekunden, Floors wurde Vierter in 10,94 Sekunden.
Eine Bronzemedaille und zwei Qualifikations-Slots für die Paralympics 2024 – doch die beiden Deutschen waren nicht ganz zufrieden. „Ich habe nicht mein bestes Rennen gezeigt, das ist ein bisschen ärgerlich“, sagte Streng, der in London bei Steve Fudge trainiert und für das Sprint-Team Wetzlar startet: „Ich denke, man muss hier herkommen und sein A-Game, sein absolut Bestes zeigen. Man sieht, wie hoch das Niveau in unserer Klasse ist, das macht Sprinten aus. Ich freue mich, hier zu sein und darüber, dass ich eine Medaille gewinnen konnte, aber ja: Es ist schön zu sehen, wie der paralympische Sport wächst. Ich hätte gerne Gold geholt, aber ich kann nicht sagen, dass ich unglücklich bin.“
Weltrekordhalter Floors, der beim TSV Bayer 04 Leverkusen unter Erik Schneider trainiert, zeigte sich deutlich versöhnlicher mit seiner Leistung: „Ich wäre noch zufriedener, wenn der erste Start nicht zurückgeschossen worden wäre, weil der war richtig gut, da bin ich gut rausgekommen. Ich habe alles gegeben, es sollte nicht sein“, sagte der Titelverteidiger und fügte mit Blick auf den Abschlusstag am Montag an: „Die 400 Meter kommen noch und die kann ich sehr schnell laufen. Da stehen die Zeichen gut. Ich bin guter Dinge und nicht traurig, dass ich auf dem vierten Platz gelandet bin.“
Text: Nico Feißt / DBS
Bilder: Förderverein Para Leichtathletik / Tom Weller