Hochspringer Mateusz Przybylko hat am Samstagabend bei der EM in Berlin viel umjubeltes EM-Gold erkämpft. Mit 2,35 Metern stellte der 26-jährige Leverkusener seine persönliche Bestleistung ein. Für Eike Onnen waren 2,24 Meter diesmal zu hoch. Er belegte Platz acht.
„Ich bin richtig heiß, heiß wie Frittenfett, ich habe richtig Bock darauf“, hatte Mateusz Przybylko voller Euphorie schon im Vorfeld des EM-Finales verkündet. Und in der Tat ging einiges an diesem eher frühlingshaften Samstagabend. Der vergleichsweise harte Untergrund kam dem 26-Jährigen vom TSV Bayer 04 Leverkusen entgegen. Schon in der Qualifikation am Donnerstag flopte er leicht und locker über die nötigen 2,25 Meter.
Und auch jetzt traf er jeden Sprung im ersten Versuch – bei 2,19 Meter beginnend bis einschließlich zur Einstellung der persönlichen Bestleistung von 2,35 Metern – eine blitzblanke Bilanz. Eine Höhe, die neben ihm kein Mitbewerber schaffte. Stets baute Mateusz Przybylko fast noch ein Haus, hätte über der Latte kaum etwas besser machen können. Immer wieder das Publikum zum Anfeuern animierend, blieb der Athlet von Hans-Jörg Thomaskamp auf Kurs – ein echter Wettkampftyp. Schnell im Anlauf, klar im Kopf.
Über 60.000 Zuschauer sangen
Am deutschen Rekord versuchte sich der Leverkusener dann noch vergebens. Weil die Schulter störte, purzelte die Latte bei 2,38 Metern. „Oh, wie ist das schön“, sangen die 60.000 auf den Rängen, das Olympiastadion bebte, als das erste deutsche EM-Gold des Abends perfekt war. Nach seiner goldenen Flugshow war Mateusz Przybylko nicht mehr zu halten und ließ sich von seinen Gefühlen tragen. Völlig losgelöst hüpfte er über die blaue Bahn, tanzte mit Maskottchen Berlino und drehte unter dem Jubel von 60.500 Fans eine nicht enden wollende Ehrenrunde.
EM-Silber ging an den Weißrussen Maxim Nedasekau (2,33 m), Bronze an den unter neutraler Flagge startenden Russen Ilja Iwanjuk (2,31 m). Eike Onnen (Hannover 96), der vor zwei Jahren in Amsterdam (Niederlande) mit Bronze die erste deutsche Hochsprung-Medaille bei einer EM seit 30 Jahren geholt und sich den Traum vom internationalen Edelmetall erfüllt hatte, nahm die erste Hürde von 2,19 Metern souverän. Doch danach lief beim WM-Zehnten von London nichts mehr zusammen. Immerhin blieb ihm Platz acht.
STIMMEN ZUM WETTKAMPF
Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen):
Es war unglaublich, so aufregend mit dieser tollen Publikumskulisse. Trotzdem war ich sehr nervös. Aber das Publikum hat mich förmlich über die Latte getragen. Es war perfekt. Der Weißrusse Maxim Nedasekau war stark. Als er 2,33 Meter übersprungen hatte, habe ich mir gesagt: „Du musst jetzt auch über die Latte kommen.“ Ich fühlte mich ein wenig unter Druck, auch weil die Meisterschaften quasi zuhause stattfinden. Ich wusste, dass ich nichts zu verlieren hatte, ich konnte nur gewinnen und hatte das Publikum im Rücken. Als ich 2,31 Meter, 2,33 Meter und 2,35 Meter geschafft habe und sie jubelten, war das ein tolles Gefühl. Ich habe mich auf jeden Sprung konzentriert und bin entspannt geblieben. Berlino ist verrückt, ich liebe ihn und ich habe mit ihm gescherzt. Ich habe das Publikum singen hören „Oh, wie ist das schön, so schön“, das war riesig. Ein ganzes Stadion singt. Ich kann noch nicht gar nicht glauben, dass ich jetzt Europameister bin. Das war schon immer mein Traum.
Quelle: leichtathletik.de / Bild: Picture Alliance