Gina Lückenkemper hat am Dienstagabend bei der EM in Berlin nach ausbaufähigem Start gekämpft und alles gegeben. Dafür ist die 21-Jährige vom TSV Bayer 04 Leverkusen mit Silber belohnt worden – hinter der übermächtigen Britin Dina Asher-Smith, aber vor Titelverteidigerin Dafne Schippers aus den Niederlanden.
Die Sonne war gerade über dem Berliner Olympiastadion untergegangen, dennoch strahlte sie wie zur Mittagszeit – in Person von Gina Lückenkemper, die nach dem Zieleinlauf vom Publikum frenetisch gefeiert wurde. Mit Recht. Denn die Westfälin unterbot im 100-Meter-Finale zum dritten Mal die Elf-Sekunden-Schallmauer. Ihre 10,98 Sekunden aus dem Semifinale wiederholte die Athletin von Uli Kunst – ihr dritter Lauf unter den magischen elf Sekunden. Und nur drei Hundertstel am Hausrekord vorbei.
Im Startblock blieb Gina Lückenkemper sozusagen hocken. Dann aber eilte sie mit ebenso schnellen wie raumgreifenden Schritten dem Feld hinterher und dem Ziel entgegen. Auf den letzten 40 Metern gab es dann kein Halten mehr. Das Bad im Jubel der 46.000 Zuschauer genoss die Studentin der Wirtschaftspsychologie sichtlich. Auf der Ehrenrunde, in die Nationalflagge gehüllt, vergoss die neue Vize-Europameisterin sichtlich gerührt ein paar Tränen.
Top-Favoritin Dina Asher-Smith, die in diesem Jahr nun bereits fünf Mal die Elf-Sekunden-Marke geknackt hat, war mit dem britischen Rekord von 10,85 Sekunden eine Klasse für sich. Titelverteidigerin Dafne Schippers (Niederlande; 10,99 sec) belegte Platz drei, gefolgt von Mujinga Kambundji (Schweiz; 11,05 sec).
STIMME ZUM WETTKAMPF
Gina Lückenkemper (TSV Bayer 04 Leverkusen):
Ich bin überwältigt. Meine schlechte Reaktionszeit hängt auch damit zusammen, dass die Startblöcke eine Katastrophe sind. Normalerweise haben wir größere Startblöcke, aber das hier sind Startblöcke von Kreismeisterschaften. Es sind nicht die allerbesten Blöcke und sie sind auch ein bisschen komisch eingestellt. Aber der Start ist mir so etwas von egal. Bei mir war ja vorne gehörig Potenzial. Hauptsache ich habe Silber gemacht. Die letzten Wochen und Monate waren mental echt eine Herausforderung. Aber da ich das passende Umfeld habe, war das alles halb so wild. Ich bin mental stärker geworden. Die Anspannung ist jetzt noch nicht komplett weg, denn am Sonntag soll es noch einmal richtig schnell werden mit der Staffel.
Quelle: leichtathletik.de / Bild: Picture Alliance