Der Trainerausschuss des Deutschen Judo-Bundes (DJB) traf sich vergangene Woche im Beisein des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), um die Athleten-Nominierungen für die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio/Japan zu beschließen. Dabei haben es acht Athleten des OSP Rheinland in die Auswahl geschafft! Im Folgenden der Pressebericht des Deutschen Judo-Bundes.
Spannende Duelle und knappe Entscheidungen
Der Judo Grand Slam in Düsseldorf bot den deutschen Athleten noch einmal die Chance, sich vor heimischem Publikum zu zeigen und mit ihrer Leistung vor den Augen der Bundestrainer Richard Trautmann (Männer) und Claudiu Pusa (Frauen) zu überzeugen. In den letzten Monaten haben sich spannende Duelle entwickelt und der Deutsche Judo-Bund (DJB) kann in einigen Gewichtsklassen zwei absolute Weltklasseathleten aufbieten. Bei den Olympischen Spielen darf allerdings pro Land und Gewichtsklasse nur ein Athlet starten.
Gerade die Duelle in den Gewichtsklassen bis 70 kg und bis 78 kg bei den Frauen sowie bis 73kg und über 100 kg bei den Männern waren von Spannung geprägt.
Giovanna Scoccimarro und Miriam Butkereit (bis 70 kg) haben sich im vergangenen Jahr mit guten Leistungen als mögliche Olympia-Kandidatinnen ins Rennen gebracht und sich in den Top 20 der Weltrangliste etabliert. Letztendlich konnte sich Scoccimarro Ende letzten Jahres und nun beim Grand Slam in Düsseldorf von ihrer Konkurrentin absetzen. Mit drei Podest-Platzierungen bei Grand Slams seit Oktober 2019 hat sie sich in der absoluten Weltspitze etabliert und sich die Nominierung für die Olympischen Spiele in Tokio hart erarbeitet.
In der Gewichtsklasse bis 78 kg war die Entscheidung für die Bundestrainer besonders schwierig zu treffen. Mit Anna-Maria Wagner und Luise Malzahn hat der Deutsche Judo-Bund (DJB) zwei absolute Weltklasse-Athletinnen in seinen Reihen. Beide sind in der Top 10 der Weltrangliste platziert und haben sich im vergangenen Jahr ein Duell auf Augenhöhe geliefert.
2019 standen sich die beiden Ausnahmeathletinnen drei Mal direkt auf der Tatami gegenüber. Dabei behielt Anna-Maria Wagner zwei Mal die Oberhand, wobei Luise Malzahn das Finale beim Grand Slam in Baku für sich entscheiden konnte. Die endgültige Entscheidung für die jüngere Anna-Maria Wagner fiel nun in Düsseldorf. Auch hier trafen beide Athletinnen in der Trostrunde aufeinander. Die gebürtige Ravensburgerin setzte sich durch und gewann letztendlich die Bronzemedaille. Die Nominierung für die Olympischen Spiele in Tokio nach dem Heim Grand Slam in Düsseldorf krönt nun ein herausragendes Sportjahr 2019.
Bei den Männern mussten ebenfalls einige knappe Entscheidungen im Hinblick auf die Olympischen Spiele getroffen werden. Alexander Wieczerzak konnte aufgrund von diversen Verletzungen im vergangenen Jahr nicht mehr mit der nötigen Intensität in das Rennen um Olympia eingreifen. Sein direkter Kontrahent Dominic Ressel zeigte hingegen 2019 eine überragende Leistung und rangiert aktuell auf Platz 5 der Weltrangliste. Mit vier Podestplatzierungen bei der IJF-World Tour im letzten Jahr, darunter der Grand Slam Sieg beim prestigeträchtigen Turnier in Paris, hat er sich von seinem Konkurrenten Alexander Wieczerzak abgesetzt und kann nun für Tokio 2020 planen.
In der Gewichtsklasse bis 73 kg sind Igor Wandtke und Anthony Zingg auf einem ähnlichen Leistungsniveau und können an guten Tagen jeden Athleten schlagen. Anthony Zingg konnte dies unter anderem mit seinem dritten Platz beim Grand Slam in Brasilia im Oktober letzten Jahres zeigen.
Nach einem schwierigen Start in das Sportjahr 2019 zeigte die Formkurve von Igor Wandtke zuletzt wieder nach oben. Mit seinem dritten Platz beim Grand Slam in Abu Dhabi und der Silbermedaille bei den Perth Oceania Open Ende letzten Jahres konnte sich Wandtke wieder in eine gute Position im Hinblick auf die Olympischen Spiele bringen.
In Düsseldorf erreichten beide Athleten keine Platzierung. Während Zingg direkt im ersten Kampf verlor und das Turnier damit beendet war, entschied Wandtke die ersten drei Duelle für sich. In diesem großen Teilnehmerfeld reichte diese Leistung aber nicht aus, um unter den Top 7 zu landen. Aufgrund der gezeigten Leistungen in den letzten Monaten und beim Grand Slam in Düsseldorf haben sich die Bundestrainer für eine Olympia-Nominierung von Igor Wandtke ausgesprochen.
In der Gewichtsklasse über 100 kg lagen Sven Heinle und Johannes Frey in der Weltrangliste dicht beieinander und dem Grand Slam in Düsseldorf wurde große Bedeutung beigemessen. Johannes Frey zeigte am vergangenen Wochenende in der NRW-Metropole eine großartige Leistung und sicherte sich seine erste Medaille bei einem Grand Slam Turnier. Heinle musste sich hingegen nach einem Freilos in der zweiten Runde seinem Kontrahenten aus Kuba geschlagen geben und schied frühzeitig aus dem Turnier aus.
Ausschlaggebend waren letztendlich die Siegleistungen beider Schwergewichte gegen internationale Topathleten, und so fiel die Entscheidung der Trainer auf Johannes Frey. Für ihn geht der Traum von der gemeinsamen Olympia-Teilnahme mit seinem Bruder Karl-Richard Frey nun weiter.
Olympia-Nominierungen im Überblick
Die Olympiamannschaft des Deutschen Judo-Bundes (DJB) wird aller Voraussicht nach in 13 Gewichtsklassen vertreten sein. Lediglich die Gewichtsklasse bis 52 kg bei den Frauen ist nicht besetzt. Um eine frühzeitige und von Nominierungsdruck befreite perfekte Vorbereitung auf die Olympischen Spiele zu gewährleisten, wurden die Athleten kurz nach dem Grand Slam in Düsseldorf über die Entscheidung des Trainerausschusses informiert.
Dr. Ruben Goebel sieht die Mannschaft für Tokio 2020 auf einem guten Weg und freut sich über den neuen Mannschafts-Wettbewerb. „Das ganze Trainerteam angeführt von den beiden Bundestrainern hat in den letzten Monaten intensiv und gut mit den Athleten gearbeitet, so dass es gelungen ist nicht nur 13 von 14 Gewichtsklassen zu besetzten (Stand heute), sondern auch in einigen Gewichtsklassen zwei Topathleten unter die besten 18 der Welt zu führen. Dadurch haben sich spannende Duelle entwickelt und die Athleten haben sich gegenseitig zu Top-Leistungen gepusht. Das beste Beispiel hierfür ist die Gewichtsklasse bis 78 kg. Diese für den DJB tolle Leistung hat eine überaus schwere Entscheidung der Nominierung zu Folge. So ist es eben. Aber die Reaktion in den Gesprächen aller nicht nominierten Athleten war herausragend, indem sie jetzt mit einer Selbstverständlichkeit alle dafür einstehen werden ihre Mannschaftskollegen zu unterstützen, und auch damit die jeweilige Gewichtsklasse absichern können. Wir wissen, dass wir mit einer sehr starken Mannschaft in Tokio an den Start gehen“ so der DJB-Sportdirektor.
Im Hinblick auf den Mannschafts-Wettbewerb sieht er auch deswegen gute Chancen auf eine Top-Platzierung für das deutsche Team, da „es wahrscheinlich wenige Nationen gibt, die in allen relevanten Gewichtsklassen einen Top-Athlet stellen können – wir schon“.
Die Olympia-Nominierungen des DJB im Überblick:
Männer
-60 kg: Moritz Plafky, JC Hennef / Nordrhein-Westfalen (28)
-66 kg: Sebastian Seidl, TSV Abensberg / Bayern (26)
-73 kg: Igor Wandtke, Judo-Team Hannover / Niedersachsen (24)
-81 kg: Dominic Ressel, TSV Kronshagen / Schleswig-Holstein (5)
-90 kg: Eduard Trippel, JC Rüsselsheim / Hessen (16)
-100 kg: Karl-Richard Frey, TSV Bayer 04 Leverkusen / Nordrhein-Westfalen (21)
+100 kg: Johannes Frey, JC 71 Düsseldorf / Nordrhein-Westfalen (18)
Frauen
-48 kg: Katharina Menz, TSG Backnang / Württemberg (15)
-57 kg: Theresa Stoll, TSV Großhadern / Bayern (10)
-63 kg: Martyna Trajdos, 1. JC Zweibrücken / Pfalz (5)
-70 kg: Giovanna Scoccimarro, MTV Vorsfelde / Niedersachsen (10)
-78 kg: Anna-Maria Wagner, KJC Ravensburg / Württemberg (4)
+78 kg: Jasmin Grabowski, 1. JC Zweibrücken / Pfalz (26)
Die endgültige Nominierung für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio erfolgt am 16.06.2020 durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB).
Quelle: Deutscher Judo-Bund / Bild: IJF/Emanuele Di Feliciantonio