Beim Grand Slam in Baku (Aserbaidschan) am vergangenen Wochnende konnte Anna-Maria Wagner vom Bundesstützpunkt Köln im Finale der Gewichtsklasse bis 78 kg die aktuelle WM-Dritte und Weltranglisten-Erste Alice Bellandi aus Italien bezwingen und die Goldmedaille gewinnen. Nach einer anfänglichen Inkativitätsstrafe zeigte die OSP-Athletin ihre Qualitäten und konnte mit Ippon siegen. Alina Böhm als weitere OSP-Teilnehmerin in dieser Gewichtsklasse erreichte nach einem starken Wettkampf einen guten fünften Platz. Und auch Miriam Butkereit aus Köln kommt in der Gewichtsklasse bis 70kg auf den 5. Platz. Herzlichen Glückwunsch!
Nachfolgend der offizielle Bericht des Deutschen Judo-Bundes:
Anna-Maria Wagner (KJC Ravensburg) hat nach einer Reihe von Verletzungen, die sie immer wieder zurückgeworfen haben, in den vergangenen Wochen endlich wieder gut und vor allem Judo trainieren können. „Es war für mich sehr wichtig fürs Judo-Gefühl“, sagt sie nach dem Wettkampf.
Nach einem Freilos gewinnt sie gegen Antonia Shmelova aus dem Team der unabhängigen Athleten. „Es war ein starker Auftritt. Sie hat skrupellos gekämpft und souverän gewonnen“, sagt Frauen-Bundestrainer Claudiu Pusa. Der nächste Kampf ist bereits das Viertelfinale und da steht sie ihrer Trainingskameradin Alina Böhm gegenüber. Beide kennen sich bestens. Nach etwa zwei Minuten gelingt Anna-Maria Wagner Waza-ari und sie versucht, gleich eine Festhalte anzusetzen, was ihr jedoch nicht gelingt. Sie verteidigt diese Führung und steht damit im Halbfinale.
Die Japanerin Mami Umeki war schwer zu werfen, sie stand sehr stabil und wehrte alle Angriffe von Anna-Maria Wagner ab. Nach fast zweieinhalb Minuten wirft aber unsere Athletin die Japanierin und erhält Waza-ari, den sie clever verteidigt.
Im Finale wartete die aktuelle WM-Dritte und Weltranglisten-Erste Alice Bellandi aus Italien. Diese war sehr aktiv und schlug von Anfang an ein hohes Tempo an, ohne nennenswerte Aktionen und Erfolg. Damit drückte sie jedoch unserer Athletin eine Inaktivitätsstrafe auf. Nach reichlich eineinhalb Minuten Kampfzeit erwischte Anna-Maria Wagner sie und gewinnt mit Ippon. Damit sichert sie sich die Goldmedaille. „Ich bin sehr glücklich und so happy über Gold. Ich konnte heute mein Judo zeigen, habe die Linie gut gehalten. Ich hatte ein sehr gutes Gefühl und war vom ersten bis zum letzten Kampf im Flow“, beschreibt Anna-Maria Wagner ihre Gefühle nach dem Wettkampf. „Für mich war wichtig, dass ich heute verletzungsfrei und ohne Schmerzen kämpfen konnte.“ Ihren ersten Test hatte sie vor Wochenfrist bereits beim Bundesliga-Finale der Frauen machen können und hatte da bereits einen guten Kampf.
„Anna-Maria war heute sehr stark und hat es auf den Punkt gebracht. Sie ist sehr souverän aufgetreten, hatte eine sehr starke Kampfkonzeption und war körperlich und mental in einer sehr guten Verfassung“, sagt Claudiu Pusa. „Wir sind sehr glücklich und zufrieden, sie hat sich nach einer langen Verletzungspause hervorragend zurückgemeldet.“
Die IJF formuliert das Finale so: „Im Finale trat Bellandi sehr zielstrebig auf die Matte und war bereit zu punkten und zwar schnell. Wagner ließ den Sturm vorüberziehen und startete nach einer ersten Strafe ihren ersten richtigen Angriff: eine Aktion-Reaktion mit Richtungswechsel und ein Tani-Otoshi-Meisterwerk für Ippon. Bellandi hatte damit nicht gerechnet, ebenso wenig wie die Öffentlichkeit. Es war eine großartige Leistung von Wagner, die hier eindeutig wichtige Punkte holt.“
Die zweite Kämpferin in der Gewichtsklasse, Alina Böhm (JZ Heubach), hat ebenfalls einen starken Wettkampf gekämpft. Nach einem Freilos gewinnt sie gegen Jovana Pekovic aus Montenegro mit Ippon für drei Bestrafungen und steht dann Anna-Maria Wagner im Viertelfinale gegenüber, das sie verliert. In der Trostrunde gewinnt sie gegen Karol Gimenes aus Brasilien im Golden Score nach reichlich sieben Minuten mit einer Festhaltetechnik.
Im Kampf um Bronze kämpft sie gegen die nächste Brasilianerin, Mayra Aguiar. Gegen die dreifache Weltmeisterin und dreifache Olympia-Dritte kommt es zunächst zum Abtasten und Aquiar erwischt nach 45 Sekunden unsere Athletin mit Uchi-mata. Die Waza-ari-Wertung konnte Alina Böhm nicht mehr aufholen und wird damit Fünfte.
Miriam Butkereit gewinnt ihren Auftaktkampf nach einem Freilos gegen Daria Khramoikina aus dem Team der neutralen Athleten. Bereits nach 47 Sekunden wirft sie Waza-ari und geht sofort in eine Haltetechnik über. Mit dem zweiten Waza-ari erhält sie nach reichlich einer Minute Kampfzeit Ippon. Das Viertelfinale gegen die Kroatin Lara Cvjetko geht in die Verlängerung. In einem kräftezehrenden Duell gelingt der Kroatin nach fast sechs Minuten der entscheidende Waza-ari und Miriam Butkereit geht in die Trostrunde. Dort besiegt sie die 27-jährige Aoife Coughlan aus Australien mit Ippon für den dritten Shido für die Australierin und steht im Kampf um Bronze gegen Barbara Matic aus Kroatien, die zweifache Weltmeisterin von 2021 und 2022 sowie aktuelle WM-Dritte. Nach etwa eineinhalb Minuten erhält die Kroatin Waza-ari. Miriam Butkereit schafft es nicht, diese Wertung zu egalisieren und verliert damit den Kampf um Bronze. Sie wird Fünfte des Grand Slam.
Bei den Männern wurde George Udsilauri (TSV Erbach) Siebter. „Er hat alles versucht und mutig gekämpft, aber es hat nicht gereicht für eine bessere Platzierung“, sagt Männer-Bundestrainer Pedro Guedes. Erik Abramov (UJKC Potsdam) gewinnt seinen ersten Kampf, muss sich aber im zweiten Kampf geschlagen geben und scheidet aus.Alle anderen deutschen Athleten scheiden nach dem Auftaktkampf aus.
Eduard Trippel (JC Rüsselsheim) ist vor Ort krank geworden. „Ich habe die Entscheidung getroffen, dass er nicht kämpft. Er wollte es zwar versuchen, aber die Gesundheit geht vor“, sagt Pedro Guedes bestimmt.
Quelle: Birgit Arendt/DJB
Bild: Claudiu Pusa