Im Einzugsgebiet des Olympiastützpunktes NRW/Rheinland gibt es an den Standorten Köln, Bonn, Dormagen und Leverkusen insgesamt vier Sportinternate, an denen neben der sportlichen Weiterentwicklung auch die pädagogische und schulische Betreuung durch Internatspädagog*innen gewährleistet wird. Unser OSP-Kooperationspartner TSV Bayer 04 Leverkusen hat kürzlich sein Sportinternat nach umfangreichen Umbaumaßnahmen neu eröffnet, nachfolgend der offizielle Beitrag:
Runderneuertes Zuhause für die Top-Talente
Als Handballerin Jenny Souza zum ersten Mal die neuen Räumlichkeiten des Sportinternats des TSV Bayer 04 Leverkusen betritt, staunt sie nicht schlecht. Die Bundesliga-Spielerin hat 2018 ihr Abitur auf dem Landrat-Lucas-Gymnasium gemacht und sich zuvor im Leverkusener Sportinternat auf ihren Abschluss vorbereitet. Seitdem hat sich allerdings viel an der Windhorststraße verändert. „Solche Voraussetzungen wie heute hätte ich damals auch gerne gehabt“, schwärmt die 24-Jährige, als sie sich in dem um gut 110 auf nun 330 Quadratmeter erweiterten Gebäude umsieht. Ihre jüngere Schwester Jessi, die bei den Juniorelfen spielt, kommt in eben diesen Genuss, genau wie Marlon Christ. Der 16-Jährige spielt in der Nachwuchs Basketball Bundesliga nutzt regelmäßig die Möglichkeit, im Sportinternat zu essen und bei schulischen Themen Unterstützung zu bekommen.
Dass sich die Voraussetzungen so enorm verbessert haben, ist das Ergebnis eines umfangreichen Bauprojektes, das pünktlich zum Beginn dieses Schuljahres abgeschlossen wurde. Weitere Lernräume, eine optimierte Küchensituation, moderne technische Ausstattung sowie Möglichkeiten zum Relaxen oder Spielen sind die wesentlichen Veränderungen, auf die die 52 Internats-Sportlerinnen und -Sportler aus acht Abteilungen hingefiebert haben.
In einer kleinen Feierstunde hat sich der TSV Bayer 04 nun bei denjenigen bedankt, die diesen Umbau möglich gemacht haben. TSV-Vorsitzender Klaus Beck begrüßte die Anwesenden, unter ihnen Vertreter der Staatskanzlei, der Bayer AG, der Bayer 04 Fußball GmbH sowie des SportBundes Leverkusen. Klaus Beck bedankte sich bei den Förderern und Unterstützern, egal ob sie sich „finanziell, mental oder handwerklich eingebracht haben“. „Ihr Engagement hat sich gelohnt“, betonte Beck. „Das Sportinternat brauchen wir noch lange“, so seine Prognose.
Geschäftsführerin Anne Wingchen, die in ihren vorherigen Funktionen das Sportinternat maßgeblich mitentwickelt hatte, schloss sich der Einschätzung des Vorsitzenden an und verwies auf die Wichtigkeit des Sportinternates als Kernstück der Dualen Karriereförderung. „Wir haben uns im Jahr 2008 für die Konzeption eines Nachwuchsorientierten Spitzensports entschieden und festgestellt, dass das Modell funktioniert. Daher werden wir diesen Weg konsequent weitergehen und sind dankbar, dass wir dabei von allen Seiten so viel Unterstützung erhalten“, freute sich die TSV-Geschäftsführerin. Ausdrücklich bedankte sich Anne Wingchen bei der Bayer AG und der Fußball GmbH für die finanzielle Beteiligung. Die Fußball GmbH leistete darüber hinaus wertvolle Hilfestellungen in der operativen Baubegleitung. Ein ebenso großer Dank ging an die Staatskanzlei, die das Projekt mit Mitteln aus dem „Landesprogramm Moderne Sportstätte 2022“ förderte. Der für Sportstätten verantwortliche Ansprechpartner Detlef Berthold lobte in dem Zusammenhang das gut funktionierende Netzwerk und die professionelle Zusammenarbeit mit dem TSV, aber auch darüber hinaus. „Die gut 335 Millionen Euro, die wir über das Programm Moderne Sportstätten sowie für die Digitalisierung in NRW vergeben können, müssen ja in den Vereinen ankommen. Und das funktioniert in Leverkusen sehr gut“, erklärte Detlef Bertold auch mit Blick zu Thorsten Oliver Morig, Geschäftsführer des SportBundes Leverkusen, der sich auf kommunaler Ebene für das Projekt eingesetzt hat.
Steffi Nerius stand die Freude über den erfolgreichen Erweiterungsbau ins Gesicht geschrieben. Seit dem Jahr 2015 ist die Speerwurf-Weltmeisterin von 2009 verantwortlich für das Sportinternat und kann die Entwicklung daher bestens beurteilen. „Anfangs waren wir hier einfach in der ehemaligen Hausmeister-Wohnung“, erzählte Steffi Nerius, die sich insbesondere immer wieder mit Platzproblemen arrangieren musste, was vor allem in der Corona-Pandemie aufgefallen sei. Heute gibt es vier zusätzliche und damit insgesamt sechs Lernräume, benannt und bald gestaltet nach populären Sportarten. „Jetzt können wir gewährleisten, dass zum Beispiel im Raum Handball nur Mathe stattfindet und nicht parallel auch noch Biologie“, erläutert Steffi Nerius. Angetan ist sie auch von der technischen Ausstattung des Internates. Die reicht von digitalen Flipcharts, elektronische Whiteboards und Apple TV bis hin zur Tischtennisplatte, einem Kicker und einer Playstation, um noch professioneller den Nachführunterricht zu gestalten zu können oder einfach mal abzuschalten. „Die Rahmenbedingungen hier sind jetzt ziemlich perfekt“, so das Fazit von Steffi Nerius.
Vom ersten Spatenstich bis zur Wiedereröffnung war es für alle Beteiligten eine intensive Zeit, schließlich wurde das Gebäude nicht nur erweitert, sondern der Bestandsbau parallel modernisiert. In dem Zuge sind neue Fußböden, Türen und Fenster installiert worden, zudem freut sich das gesamte Internatsteam über komplett neue Sanitäranlagen. Gleichzeitig galt es, den Brandschutz auf aktuellen Stand zu bringen, zudem wurde die Heizung von Öl auf Gas umgestellt.
Die Umbaumaßnahmen sind übrigens nicht allein von externen Firmen umgesetzt worden. Der komplette Sanitärbereich ist beispielsweise durch die TSV-Haustechniker neu installiert worden, ebenso Teile der Elektro- und Brandschutzarbeiten. Die Bauleitung stellte ebenfalls der TSV. Sogar die Box-Abteilung hat sich eingebracht und tonnenweise Kies in den Weg rund um das Internat gefüllt.
Jessy und Marlon haben das alles nur am Rande mitbekommen. Das Ergebnis allerdings begeistert sie genauso wie ihre Mitstreiter im Internat. Sie alle haben nun ideale Voraussetzungen, ihre Duale in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.
Das Sportinternat Leverkusen
Das Sportinternat Leverkusen bietet jungen Sportlerinnen und Sportlern ideale Möglichkeiten, um ihren Weg der „Dualen Karriere“ erfolgreich zu bestreiten. Zentrale Anlaufstelle ist das Gebäude an der Windthorststraße, wo die Jugendlichen zu Mittag essen, individuell schulische Unterstützung bekommen oder freie Zeiten überbrücken können. Auswärtige Jugendliche haben die Möglichkeit, in Wohngemeinschaften und Gastfamilien in Leverkusen zu wohnen. Die Konzeption des »Sozialpädagogisch betreuten Wohnens« wurde gemeinsam mit dem Landesjugendamt Rheinland erarbeitet. Die Betreuung erfolgt über ein Netzwerk von Lehrern, Sozialpädagogen, Trainern, Psychologen, Ärzten, Physiotherapeuten usw. Begonnen hat die Idee der dualen Karriereförderung vor über 25 Jahren mit „Nachführunterricht“ auf der Kegelbahn im Kurt-Rieß-Gebäude, seit Ende der 90er Jahre gibt es das Sportinternat an der Windthorststraße, das anschließend immer wieder modernisiert wurde. Als Verbundsystem aus TSV Bayer 04 Leverkusen, Bayer 04 Fußball GmbH und Landrat-Lucas-Gymnasium sowie weiteren Partnerschulen ist der Standort Leverkusen Eliteschule des Sports, Eliteschule des Fußballs, Eliteschule des Frauenfußballs. Aus dem Sportinternat Leverkusen sind zahllose erfolgreiche Nationalspieler und Medaillengewinner wie Fußball-Nationalspieler Florian Wirtz, Stabhochsprung Vize-Europameister Bo Kanda Lita Baehre oder Paralympicssieger Felix Streng sowie zahlreiche Handball-Nationalspielerinnen hervorgegangen. Aktuell besuchen 52 Athletinnen und Athleten aus acht Sportarten das Sportinternat Leverkusen.
Quelle Text und Bild: TSC Bayer 04 Leverkusen / Uwe Pulsfort