„Eliteschule des Sports“ ist ein Prädikat, das durch den Deutschen Olympischen Sportbund DOSB an Bildungseinrichtungen vergeben wird, die sich der Förderung des Leistungssports im Verbund mit Schule und Wohnen widmen. Das Prädikat wird für einen vierjährigen Zeitraum, also einen olympischen Zyklus, verliehen. Jede Einrichtung ist an einen Olympiastützpunkt und ein Sportinternat angebunden.
Im Betreuungsgebiet des Olympiastützpunkts NRW/Rheinland gibt es aktuell zwei dieser Einrichtungen: das Landrat-Lucas-Gymnasium in Leverkusen und das Tannenbusch-Gymnasium in Bonn. Hier erfahren Nachwuchssportler*innen eine besondere Förderung mit der Zielsetzung einer leistungssportlichen Karriere in Verbindung mit dem bestmöglichen Schulabschluss.
Welche immense Leistungsbereitschaft diese jungen Athleten*innen mitbringen, verdeutlicht der Beitrag des jungen Badmintonspielers Til Gatzsche, der den Ablauf eines klassischen Alltags skizzierte:
Es ist Donnerstag
Mein Name ist Til Gatzsche (15 Jahre), Nachwuchskader in der Sportart Badminton. Ich gehe auf das Tannenbusch-Gymnasium Bonn (DOSB Eliteschule des Sports). In einer normalen Woche trainiere ich in ca. 10 Einheiten, bestehend aus Feld- und Krafttraining, sowie Ausdauerläufen und Aufschlagtraining.
Es ist Donnerstag und mein Wecker klingelt um 04:50 Uhr. Ein für mich normaler Schultag beginnt. Ich mache mich fertig und kümmere mich dann um ein ausgewogenes Frühstück: Heute gibt es Quark mit Haferflocken, Obst und Nüssen. Gegen 5:30 Uhr mache ich mich auf den Weg zum Training. Das Training beginnt um sechs Uhr. Bevor ich richtig loslegen kann, muss ich mich erst einmal mental und vor allem körperlich auf die Einheit vorbereiten. Donnerstags morgens steht dann meistens komplexes Disziplintraining auf dem Programm, so auch heute. Das bedeutet viele Übungen mit fliegendem Ball, speziell für Doppel. Nach dem Training wärme ich mich ab und muss dann schnell unter die Dusche, denn nach dem Training geht es ab in die Schule.
Heute beginnt der Unterricht für mich erst in der zweiten Stunde, damit ich mehr Zeit für mein Training habe. Meine Schule unterstützt mich hier stark und schafft so sehr gute Bedingungen für eine duale Karriere (Sport und Schule). Der Donnerstag ist dennoch ein langer Schultag für mich, denn neun Stunden stehen auf dem Programm. Nach jeweils einer Stunde Bio, Englisch und Sowi, habe ich eine Stunde Pause. Neben dem Essen wird diese von mir oft für Hausaufgaben genutzt. Für mich ist es wichtig, freie Zeit in der Schule sinnvoll zu nutzen, um meine Nachmittage zu entspannen. Nach der Freistunde geht der Unterricht weiter.
Eine Besonderheit bietet mir der Donnerstag noch: In der siebten Stunde habe ich eine Extrastunde Mathematik. Dies ist ein spezielles Nachhilfeangebot für LeistungssportlerInnen am TABU. So kann man an einem anderen Tag länger trainieren, oder sich trotz Turnieren o. Ä. gut auf Klausuren vorbereiten. Nach den letzten beiden Stunden heißt es dann um 15:45 Uhr: Schnell nach Hause und bloß keine Zeit verlieren!
Nach dem jetzt schon langen Tag bin ich dann gegen 16:30 Uhr endlich daheim. An Chillen ist jetzt dennoch nicht zu denken. Um 17 Uhr beginnt bereits meine nächste Einheit, und zwar Krafttraining. Donnerstags ist in der Regel mein „Bein-Tag“. Das heißt nochmal alles geben, um die Muskeln wirklich zu ermüden. Nach eineinhalb Stunden habe ich es dann geschafft. Bevor sich mein Tag dem Ende neigt, geht es noch zur Physiotherapie, um kleine oder auch mal größere Probleme beheben zu lassen. Gegen 19:30 Uhr ist mein Tag geschafft. Eine Feldeinheit, eine Krafteinheit, ein langer Schultag sowie ein Physiotermin liegen nun hinter mir. Viel Zeit bleibt nicht mehr, da ich, nach so einem lagen Tag, früh schlafen gehe, um am nächsten Morgen wieder fit zu sein. Die letzten 1-2 Stunden am Abend komme ich dann gerne zur Ruhe. In Ausnahmefällen muss ich mich noch an den Schreibtisch setzen, egal wie müde ich bin, und Aufgaben für die Schule erledigen.
Natürlich ist solch ein Tag hart, aber ich mache all das gerne und lebe für meinen Sport. Außerdem erfahre ich Unterstützung von vielen Seiten. Ich bedanke mich bei meinen Sponsoren Victor Europe und der Sportstiftung NRW an dieser Stelle. Ebenso schenkt mir meine Schule großes Vertrauen und unterstützt mich auf sportlichem und schulischem Weg.
Die OSP-Laufbahnberater Annika Reese und Horst Schlüter sind sich einig: „Diese Doppelbelastung ist für junge Leistungssportler*innen eine große Herausforderung. Sie zu meistern erfordert eine hohe Eigenmotivation und Leistungsbereitschaft, aber auch viel Unterstützung in der optimalen Koordination der Schul-, Trainings- und Wettkampfzeiten. Am Tannenbusch-Gymnasium, an das ja auch ein Sportinternat angeschlossen ist, wurden diesbezüglich in den letzten Jahren hervorragende Bedingungen durch das Team um Schulleiter Eike Schultz geschaffen. Hier funktioniert das Zusammenspiel mit den Kooperationspartnern aus den Bereichen Sport und Verwaltung und dem Olympiastützpunkt NRW/Rheinland hervorragend.“