Klasse Erfolge für unsere OSP-Athleten vom TSV Bayer 04 Leverkusen zum Abschluss der Para-Leichtathletik-WM in Dubai: Johannes Floors ist nach dem Weltrekord über 400 Meter Doppel-Weltmeister, Weitsprung-Weltrekordhalter Léon Schäfer gewinnt auch über 100 Meter Silber.
Johannes Floors war ins Ziel gesprintet und hatte die Arme hochgerissen: 45,78 Sekunden hatte die Uhr für ihn angezeigt – Gold über 400 Meter, das war schon angesichts der Vorleistungen der Konkurrenten in der Klasse T62 fast klar. Doch die Zeit war für ihn wichtig, seinen Weltrekord, den das Internationale Paralympische Komitee nach einem Jahr mit der neuen Höhenregelung für beidseitig unterschenkelamputierte Sprinter als Rekordmarke festgelegt hatte, verbesserte er um exakt eine Sekunde: „Nach 250 Metern kam der Hammer, dann galt es, zu kämpfen und zu beißen. Irgendwann hat der Stadionsprecher runtergezählt: 3, 2, 1… Ich konnte es gar nicht einordnen, aber so viel Zeit blieb mir noch. Es war ein geiles Gefühl, ins Ziel zu kommen und die fünf vor dem Komma zu sehen.“
Der Doppel-Weltmeister besitzt nun auch die Weltrekorde über beide paralympischen Strecken: Die 100 und 400 Meter. Auch wenn der 24-Jährige sich dieses Jahr auf die 100 Meter konzentriert hatte, die er in 10,54 Sekunden gewinnen konnte, habe er „die ganzen Jahre lang nur Kilometer geschrubbt für die 400 Meter. Diese Ausdauer darf man nicht vergessen und heute war viel Wille dabei. Es ist ein geiles Gefühl zu wissen, du bist der Schnellste – auf keinem Bein, auf einem Bein.“
Léon Schäfer muss sich auf den letzten Metern geschlagen geben
Floors Leverkusener Teamkollege Léon Schäfer startete stark über 100 Meter der Klasse T63, wurde aber auf der Ziellinie noch abgefangen und verpasste Gold um zwei Hundertstel. 12,34 Sekunden bei windstillen Verhältnissen bedeuteten Silber, Gold ging an den Dänen Daniel Wagner, Bronze an Weltrekordhalter Vinicius Goncalves Rodrigues. „Ich habe ein sehr, sehr gutes Rennen gemacht und war bis 75, 80 Meter vorne vom Gefühl her, ich bin gut aus dem Block gekommen und kann nicht so richtig sagen, woran es gelegen hat, dass der Däne mich noch geholt hat, das hat mich ein bisschen geärgert“, sagte der Weitsprung-Weltrekordhalter, der in seiner Paradedisziplin schon Gold geholt hatte: „Aber dennoch bin ich mega happy mit meinen Ergebnissen bei der WM.“
Nachdem der 22-Jährige im vergangenen Jahr die EM in Berlin verpasst hatte, war er diese Saison verletzungsfrei geblieben – und richtete mit Blick auf die Paralympics in Tokio im kommenden Jahr direkt eine Kampfansage an die Konkurrenz: „Wenn ich offen und ehrlich bin und durch das Jahr noch mal so durchkomme, dann gibt es im Weitsprung und auch im Sprint keine Chance mehr für die anderen.“
WM-Bilanz mit gemischten Gefühlen
Mit insgesamt elf Medaillen – sieben Mal Gold durch die Doppel-Weltmeister Irmgard Bensusan und Johannes Floors, Léon Schäfer, Markus Rehm und Birgit Kober, zwei Mal Silber durch Niko Kappel und Schäfer und zwei Mal Bronze durch Felix Streng und Ali Lacin – blieb das deutsche Team hinter den Errungenschaften der vergangenen Weltmeisterschaften von Doha 2015 und London 2017 zurück, als es 24 beziehungsweise 22 Medaillen gegeben hatte. „Das ist aber mit Vorsicht zu genießen, damals gab es viel mehr Wettbewerbe und deutlich weniger Athleten“, erklärte Bundestrainerin Marion Peters, die zudem anmerkte, dass auch das russische Team wieder dabei gewesen sei, das 41 Medaillen abgriff: „Insgesamt ist die Professionalisierung vorangeschritten. Medaillen, die man früher sicher einplanen konnte, gibt es nicht mehr, wir hatten viele Weltrekorde und Wettkämpfe auf einem hohen Niveau.“
Quelle: Deutscher Behindertensportverband, Bild: © Binh Truong