Untröstlich waren die deutschen Damen nach dem 0:1 (0:0) im Viertelfinale gegen Spanien. Das DHB-Team hatte unglaublich hohen Ballbesitz und ein riesen Chancenplus, kreierte aber zu wenig richtig gefährliche Chancen gegen Spanierinnen, die bis kurz vor Ende keinen einzigen Schuss aufs deutsche Tor hatten. Dann war es Carmen Cano, die eine von ganz wenigen Zuordnungsproblemen in der deutschen Defensive nutzte, um aus kurzer Distanz zu treffen. Die Schlussoffensive brachte dann nicht mehr das Tor, das die Mannschaft zumindest ins Penalty-Shootout gebracht hätte. So blieb es für die DANAS leider nur beim vor dem Turnier festgelegten Minimalziel, dem Erreichen des Viertelfinals.
Bundestrainer Xavier Reckinger: „So direkt nach dem Spiel ist es schwer zu sagen, was die Gründe für die Niederlage sind. Wir waren schon sehr dominant, hatten ganz viel Ballbesitz, aber machen daraus heute einfach zu wenig. Spanien hat genau das gemacht, was sie können – und damit hatten sie Erfolg. Das muss man anerkennen. Für unser junges Team ist das ein wichtiger, aber natürlich wehtuender Lernpunkt. Ich muss das aber noch in Ruhe analysieren, woran es genau gelegen hat.“
Lisa Altenburg: „Natürlich ist das wahnsinnig enttäuschend! Aber wir haben heute vieles nicht so gut gemacht wie in der Gruppenphase, haben nicht so geduldig außen herum gespielt, nicht so konsequent gespielt – letztlich müssen wir uns selbst die Schuld geben, dass wir nicht ins Halbfinale eingezogen sind. Und dann hat es Spanien auch verdient.“
Die Deutschen ergriffen sofort die Initiative und gingen nach vorn. Erste Riesenchance, als Marie Mävers von der rechten Grundlinie auf Stapenhorst passen wollte, die frei vor Tor wartete, doch Keeperin Maria Ruiz fischte den Ball gerade noch mit dem Schläger weg (2.). Lisa Altenburg holte dann die erste Ecke (3.) fürs DHB-Team, die Ruis hielt und den Nachschuss von Amelie Wortmann blockte eine Verteidigerin. Spanien kam in der Phase noch gar nicht zu eigenen Aktionen. Micheel und Gablac machten auf den Flügeln richtig Alarm, waren von den Spanierinnen kaum in den Griff zu bekommen.
Es brannte dann inzwischen oft lichterloh im und am Kreis des Gegners, allein der Führungstreffer fehlte (8.). Jana Teschke sah dann in der 9. Minute eine Grüne Karte wegen Stockfouls, das DHB-Team daher in Unterzahl, was Spanien versuchte zu nutzen und auch mal zu eigenen Kreisszenen zu kommen. Im Konter hatte dann Charlotte Stapenhorst die Riesenchance mit der Rückhand, die Ruiz mit einer Glanztat parierte. Der Nachschuss von Marie Mävers ging rechts am Tor vorbei (13.). Rocio Guttierez fing Selin Oruz gerade noch am Kreis ab, als diese nur noch hätte durchstecken müssen (14.).
So blieb es beim 0:0 zur ersten Viertelpause. Die DANAS hatten mehr vom Spiel und auch mehr und bessere Chancen. Graeve wurde in der 17. Minute am spanischen Kreis gelegt, bekam aber „nur“ einen Freischlag. In der Nachfolge-Aktion zog Lisa Altenburg dann den Videobeweis, um eine Ecke zu bekommen, was auch bestätigt wurde (17.). Nike Lorenz Schlenzer wurde jedoch abgelaufen. Die Deutschen hatten dann zweimal Pech, weil gute Flanken verstoppt wurden. Spanien tat wenig für eigenen Aufbau, hoffte ausschließlich auf Ballverluste und Konterchancen. Als Carmen Cano dann auch mal eine Schlagchance im Kreis hatte, war Cecile Pieper mit dem Brett zur Stelle und klärte (20.).
Stapenhorst bekam dann eine Altenburg-Flanke an den Fuß, hatte etwas Pech, denn sonst wäre sie durchgewesen. Maialen Garcia holte sich dann Grün wegen nicht eingehaltenen Abstands, das DHB-Team nun in Überzahl (23.). Nach Foul an Schröder am Kreisrand hätte es erneut Ecke geben müssen, aber die Chinesin gab nur Freischlag (25.). Im Gegenkonter unterband Janne Müller-Wieland eine gute Chance vor dem Kreis. Es war ein sehr nickelig und hart geführtes Spiel durch die Spanierinnen, was von den Unparteiischen oft einfach laufengelassen wurde. Mävers vergab eine gute Chance im Kreis, weil sie nicht abzog, sondern durch die Beine legen wollte (29.).
So blieb es beim 0:0 zur Pause. Die Deutschen im zweiten Viertel zu viel mit den Schiedsrichterinnen beschäftigt, dadurch nicht mit voller Konzentration bei ihrer Linie. Dennoch hatte Julia Ciupka bis dahin noch nicht einen Ball halten müssen. Das DHB-Team hätte fraglos die Führung verdient gehabt.
Die DANAS starteten auch nach der Pause offensiv. Lisa Altenburg setzte eine halbhohe Rückhand nur knapp von links am langen Pfosten vorbei (32.). Hinten agierten die Deutschen aber immer ganz stark, wenn sie da mal gefordert waren. So holte Müller-Wieland einen Ball ganz clever vom Schläger einer Spanierin (34.). Die Deutschen aber zumeist im Vorwärtsgang, aber hatten in dieser Phase mit ungestümen Pässen oder Soli, die hängen blieben nicht das richtige Werkzeug, um die ganz tief stehenden Spanierinnen zu knacken.
Spanien weiter ausschließlich auf Konter eingestellt, die sehr selten passierten. Dennoch war natürlich immer die Gefahr, dass die Südeuropäerinnen mal durch eine Zufallschance zu einem Tor kommen könnten. Hauke bereitete dann gut vor, aber Marie Mävers bekam die Kugel direkt vor Tor nicht gut genug kontrolliert und konnte nur ein Schüsschen absetzen (45.). Es stand also auch nach dem dritten Viertel weiter 0:0, das die Deutschen besser gestalteten als das zweite Viertel. Spanien weiter ohne direkten Torschuss auf das Gehäuse von Julia Ciupka.
Es blieb einseitig. Nur die Deutschen spielten konstruktiv – Spanien setzte auf das destruktive Spiel, das ihnen auch im Achtelfinale gegen Belgien Glück gebracht hatte. Die DHB-Damen zogen ein Powerplay auf, schnürten Spanien ein. Und dann holte Bonastre – als alles schon geklärt schien – beim ersten Konter seit langer Zeit die erste Ecke für Spanien (48.). Die wurde abgewehrt, aber die Chinesin gab erneut Ecke, gegen die Altenburg erneut den Videobeweis nahm, weil Lorenz den Ball mit dem Schläger abgelenkt hatte, nicht mit einem Fuß, bevor eine Spanierin ihn an den Ball bekam. Das sah man auch klar in der Zeitlupe und das wurde auch so bestätigt.
Ciupka musste in der 50. Minute dann erstmals selbst an den Ball und klärte ein Gewühl vor ihr. Kurz darauf traf eine Iberin ihre eigene Mitspielerin im deutschen Kreis. Dennoch hatte der Gegner jetzt selbst auch mal eigene Aktionen. Und deshalb kam das 0:1 (54.) auch nicht ganz aus dem Nichts, als sich eine Stürmerin rechts am Kreisrand durchwühlte, ihr Ball vor Tor abgefälscht wurde und Carmen Cano dann den Ball volley links oben ins deutsche Tor blockte.
Die Deutschen brauchten nun ihrerseits das eine Tor, um zumindest ins Penaltyschießen zu kommen. Ciupka klärte dann in der Hektik einmal zu Cano, die aber klar rechts am Tor vorbeischoss. Drei Minuten vor Ende nahm Reckinger dann Ciupka für eine elfte Feldspielerin vom Platz, Lorenz nun mit Torwartrechten. Carlota Petchame sah dann noch Gelb wegen taktischen Fouls und damit Zwei-Feldspieler-Überzahl der Deutschen. Es lief aber nun die Zeit davon. Lisa Altenburg holte 24 Sekunden vor Ende die deutsche Ecke zum Ausgleich, aber Lorenz Schlenzer ging ganz knapp links unten am Tor vorbei.
Quelle: Deutscher Hockeybund / Bild: Picture Alliance