Olympiastützpunkt NRW/Rheinland

Der Olympiastützpunkt im Home-Office: Was Corona mit der Psyche macht

Der Kater nimmt bei OSP-Sportpsychologe Lothar Linz derzeit den Platz der Athlet*innen ein

Wenn schon der Kater den Stuhl für die Sportler*innen für seinen Mittagsschlaf in Besitz genommen hat, muss etwas anders sein. Natürlich hat Corona auch die Sportpsychologie erfasst. Eigentlich lebt unsere Arbeit ja von dem direkten Kontakt mit den Athlet*innen. Von dem Gegenübersitzen und im geschützten Rahmen miteinander ins Gespräch kommen. Aber das ist derzeit im Angesicht der Kontaktbeschränkungen nicht möglich. Unser Team um Inge Sonnenschein, Daniela Golz, Grit Moschke, Kareen Klippel, Moritz Anderten und Lothar Linz findet aber andere Wege, um den Bedürfnissen der Sportler*innen weiter zur Verfügung zu stehen. Online macht es möglich!

Denn die psychischen Herausforderungen in Corona-Zeiten sind vielfältig. Gerade die vielen Unsicherheiten „Wann geht es weiter?“, „Wie dürfen wir trainieren?“ und „Wird es in 2020 überhaupt noch Wettkämpfe geben?“ lösen bei den Athlet*innen sehr unterschiedliche Reaktionen aus. Zumal auch die jeweiligen Trainer*innen sehr unterschiedlich reagiert haben. Manche Sportler fühlten sich eher verloren und mit ihnen musste man schauen, welche Motivationsanreize es überhaupt geben könne. Andere Athlet*innen reagierten dagegen mit Aktionismus, was zunächst hilfreich erschien, nach ein paar Wochen aber immer mehr ins Leere lief.

Betroffen waren und sind alle Athlet*innen, aber jede/r in anderer Weise. Mag der eine alles auf Tokio ausgerichtet haben, mit Urlaubssemester oder danach geplantem Berufsstart, sodass ihm plötzlich die Perspektive wegbricht, hat die Nächste möglicherweise keine Trainingsmöglichkeiten mehr, da sie in einer kleinen Wohnung wohnt, wo sie nicht mal eben im Keller einen Fitnessraum einrichten kann. So unterschiedlich wie die Menschen, so vielfältig sind die Probleme, die uns aktuell geschildert werden. Per Telefon oder über Skype und andere bildgebende Online-Verfahren versuchen wir dann, in der Beratung mit der betroffenen Person individuelle Antworten auf ihre Situation zu finden. Getreu dem Motto „Man wächst an den Herausforderungen“ geht es dabei immer darum, lösungsorientiert zu schauen, was der/dem Einzelnen hilft. Und dabei lernen wir alle immer weiter dazu, denn so eine Situation hat tatsächlich noch niemand erlebt. Deshalb gibt es auch keine fertigen Lösungen.

Aber die Situation bietet auch Chancen, denn in einer solchen Zeit kann man endlich einmal gezielt an größeren Themen arbeiten. Das gilt für das Körperliche wie für das Mentale! Oftmals erleben wir Sportpsycholog*innen, dass unter der Flut der Wettkämpfe die Beschäftigung mit psychischen Leistungsaspekten zu kurz kommt. Das kann jetzt anders sein. Zum Beispiel kann ich mich einmal in Ruhe mit meinem Selbstbewusstsein oder meiner Konzentrationsfähigkeit beschäftigen. Und nicht Wenigen hat das mentale Techniktraining in der Zeit ohne Sporthalle wichtige Hilfen geboten.

Die Häufigkeit, in welcher Sportler*innen unsere Beratung derzeit in Anspruch nehmen, variiert. Manche melden sich sehr regelmäßig, andere haben vorrübergehend ihren Fokus weg vom Sport verschoben. Aber wir können beobachten, wie mit dem Andauern der Corona-Krise sich auch der Kontakt verändert. Es wird spannend sein, zu beobachten, welche Themen mit wieder einsetzendem Training aber immer noch ausbleibenden Wettkämpfen vorrangig werden. Denn was die Wirkung von Zeit mit uns macht, das kann man nicht vorwegnehmen, das muss man durchleben. Wir freuen uns darauf unsere Sportler*innen auf diesem Weg weiter zu begleiten!

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