Olympiastützpunkt NRW/Rheinland

Fechten: Alexandra Ndolo und Anna Limbach verpassen Olympia-Ticket hauchdünn

Anna Limbach verpasst das Olympia-Ticket denkbar knapp (Bild: Deutscher Fechter-Bund)

Bei der Kontinentalentscheidung am vergangenen Wochenende in Madrid hatten unsere OSP-Fechterinnen Alexandra Ndolo (Degen) und Anna Limbach (Limbach) die letzte Chance, sich ihr Olympia-Ticket zu sichern – und beide Athletinnen scheiterten denkbar knapp. Sie verloren jeweils ihr Finalgefecht um den einzigen zu vergebenen Startplatz für die Olympischen Spiele in Tokio.

Nachfolgend die Beiträge des Deutschen Fechter-Bundes:

Anna Limbach verliert 13:15 im engen Säbelfinale

Anna Limbach holt am zweiten Tag des Kontinentalausscheids in Madrid Platz zwei. Deutschlands bester Säbelfechterin fehlten gegen Anna Bashta aus Aserbaidschan nach einem bärenstarken Tag nur zwei Pünktchen für das Tokio-Ticket.

Anna Limbach (TSV Bayer Dormagen) war heute in Topform: Beste nach der Vorrunde und damit an Platz eins für die darauffolgende Direktausscheidung gesetzt. Im ersten K.O.-Gefecht schlägt sie die Rumänin Bianca Pascu, eine der Mitfavoritinnen, mit 15:13 und zieht ins Halbfinale ein. Ein starkes Gefecht zeigt sie auch dort: Yoana Ilieva aus Bulgarien kann sie sogar mit deutlicherem Abstand 15:10 dominieren und zieht als erste Fechterin ins Finale ein.

Es folgte ein spannendes und enges Finalgefecht gegen Anna Bashta aus Aserbaidschan, in dem Limbach sich immer wieder an die Gegnerin heranarbeitete, Treffer für Treffer aufholte und starke Nerven bewies. Am Ende setzte Bashta beim Stand von 14:13 den Siegtreffer. Damensäbel-Bundestrainer Dan Costache konnte seinen Schützling danach nur schwer wieder aufbauen. „Sie hatte sich vorgenommen, hier zu gewinnen. Sie war hochkonzentriert, hat sich im Turnierverlauf gesteigert und war bereit für das Finale. Wir wussten, dass nur Platz 1 zählt und waren darauf vorbereitet. Ich finde gerade keine Worte, die Anna heute trösten könnten. Es war einfach unglaublich dramatisch. Wir haben in den letzten sechs Monaten hart zusammengearbeitet und ich ziehe meinen Hut vor Anna, die neben dem Leistungssport auch voll im Arbeitsleben steht. Ich hoffe, dass sie weitermacht.“

„Ich habe mich heute gut gefühlt und auch gut gefochten“, sagt Limbach. „Ich hatte einen genauen Plan und war auf die Gegnerinnen eingestellt. Nur zweimal konnte ich meine Aktionen nicht wie geplant umsetzen – sonst hätte es gereicht. Das ist schon bitter.“ „Unglaublich schade für Anna. Die Chance zur Teilnahme an den Olympischen Spielen war zum Greifen nah. Sie hätte es in jedem Fall verdient – es waren Nuancen, die heute zwischen Sieg und Niederlage entschieden haben“, kommentiert DFB-Sportdirektor Sven Ressel. „Es hat in Madrid einfach nicht gereicht für unsere deutschen Athletinnen und Athleten, dabei war es vor allem bei den deutschen Damen unfassbar knapp“, sagt auch DFB-Präsidentin Claudia Bokel, die ebenfalls vor Ort war. „Somit bleibt es bei unseren Qualifikanten – den Herrensäbel- und Herrenflorett-Teams sowie Leonie Ebert als Einzelstarterin im Damenflorett. Das ist in jedem Fall eine deutliche Steigerung zu Rio 2016.“

Alexandra Ndolo schrammt hauchdünn am Olympia-Ticket vorbei

Alexandra Ndolo holt Platz zwei beim Kontinentalausscheid in Madrid. Deutschlands beste Degenfechterin vergibt den Qualifikationsplatz im Finalgefecht denkbar knapp an Olena Kryvytska aus der Ukraine.

Alexandra Ndolo (TSV Bayer 04 Leverkusen) hatte einen starken Start in den Wettkampf. Zuvor von den Vorrunden befreit und an Platz zwei gesetzt, kann sie sich im ersten Gefecht der Direktausscheidung gegen Vikte Azukaite aus Litauen mit 15:10 durchsetzen. Ihre nächste Gegnerin, die Ungarin Anna Kun, besiegt sie gefahrlos mit 15:9 und zieht damit ins Halbfinale ein.

Ihre Gegnerin dort ist die Weißrussin Katsiaryna Pasharneva. Ihr Stil liegt Ndolo heute, auch wenn sie sich auf Weltcups noch nicht begegnet sind. Sie gewinnt erneut 15:9 und hat damit ihr erstes Ziel, das Finale, erreicht.

60 Treffer müssen es insgesamt werden, sagte Coach Dominik Csobo schon vor dem Wettkampf. Doch gegen die an eins gesetzte Ukrainerin Olena Kryvytska stehen am Ende nur 57 Punkte auf Ndolos Konto – sie verliert nach einem verspäteten Start trotz starker Aufholjagd mit 12:15. Unter normalen Wettkampfbedingungen ein mehr als respektables Ergebnis, da in Madrid nur die besten Athletinnen Europas aufeinandertreffen. „Ausgerechnet hier, wo sich nur die Erstplatzierte für die Olympischen Spiele qualifiziert, ist ein zweiter Platz besonders bitter“, versteht DFB-Sportdirektor Sven Ressel die Enttäuschung seiner Athletin. „Aber sie hat einen erstklassigen Wettkampf gezeigt, hat stabil und konzentriert gefochten und ihre Gegnerinnen mit deutlichem Abstand bezwungen. Der erste Treffer der Weißrussin hat vielleicht ihr Konzept für dieses Gefecht etwas durcheinandergebracht. Jetzt hoffe ich, dass sie dieses Ergebnis nach einer Erholungspause abschütteln kann.“

Ndolo macht nach dem Gefecht einen sehr gefassten Eindruck: „Ich bin natürlich gekommen, um dieses Turnier zu gewinnen. Das war das Ziel. Ich muss aber sagen, dass ich mit der Art, wie ich mich heute präsentiert habe, wie ich heute gefochten habe, wie ich auch mental „da“ war definitiv zufrieden bin.“ Das bestätigt auch Bundestrainer Dominik Csobo: „Alex hat heute sehr gut gefochten. Sie war von Beginn an voll da, hat direkt in das erste KO-Gefecht gefunden, obwohl sie von der Vorrunde befreit war. Wir hatten uns im Vorfeld mental sehr gut auf diese Situation vorbereitet. In jedem ihrer Gefechte wurde sie dann stärker. Auch für das Finale hatten wir einen Plan, aber da hat nicht alles, was wir uns vorgenommen hatten, immer genauso geklappt.“ Beide werden morgen zurück nach Deutschland reisen und sich etwas Zeit geben, das Ergebnis zu verarbeiten. „Am Ende war Kryvytska heute die Bessere. Gegen die Zehnte der Weltrangliste zu verlieren, ist aber keine Schande“, sagt der Bundestrainer. Und auch Ndolo zeigt sich schon wieder kämpferisch: „Klar wäre ich gern schon in Tokio dabei gewesen, ich werde aber bis 2024 weitermachen – ich bin immer noch hungrig.“

Quelle Text & Bilder: Deutscher Fechter-Bund

Exit mobile version