Präventions- und Interventionskonzept zum Schutz vor interpersoneller Gewalt des Olympiastützpunkt NRW (Rheinland, Rhein-Ruhr, Westfalen) im Landessportbund NRW e.V.
Gewalt hat viele Gesichter: Machtmissbrauch, verbale, körperliche und seelische Verletzungen. Die interpersonelle Gewalt ist – subtil oder brutal, gegen Körper und Seele, wandelbar und schwer zu fassen – überall im Leben, also auch im Sport. Das Thema sexualisierte und interpersonelle Gewalt im Sport ist durch verschiedene Fälle in Deutschland und auch international vermehrt in den Fokus gerückt.
Die rechtzeitige Beschäftigung mit auftretenden Verdachtsfällen sowie eine offene Kommunikation verhindern Überforderung und Verunsicherung und gewährleisten gleichzeitig eine angemessene Vorgehensweise.
Ein wesentlicher Baustein ist dabei die individuelle Auseinandersetzung mit dem Thema und die Erstellung eines Präventions- und Interventionskonzeptes (Schutzkonzept) für die eigene Organisation. Der OSP NRW mit seinen Standorten Rheinland, Rhein-Ruhr und Westfalen hat ein solches Konzept erarbeitet und auf Basis einer durchgeführten Risikoanalyse eine Umgangsweise mit dem Thema und konkrete Handlungsweisen verbindlich vereinbart. Die daraus abgeleiteten Maßnahmen zur Prävention und Intervention befinden sich in der Umsetzung und werden fortlaufend überprüft und angepasst.
Schutzkonzepte beinhalten für jede Organisation ein passendes System von Maßnahmen für den besseren Schutz aller vor Grenzverletzungen und interpersoneller Gewalt. Die Ziele von Schutzkonzepten sind vielfältig. Einerseits geht es darum, mehr Handlungssicherheit im Umgang mit dem Thema zu erhalten, Nähe-Distanz Problematiken und Unsicherheiten zu minimieren sowie ein Klima der Offenheit und Transparenz zu schaffen. Es ermöglicht zudem den Austausch und den Abgleich über Wissen, Rechte, Wertehaltungen, Menschenbilder, Bedürfnisse und Verhaltensweisen aller Akteur*innen innerhalb der Sportorganisation.
Jede Sportorganisation hat zudem eine eigene Geschichte, Routinen, Stärken und Gefahren. In Organisationen werden somit bewusst und unbewusst Regeln, Haltungen, Praxen des Umgangs & Kommunikationsabläufe hergestellt. Die Akteur*innen einer Organisation gestalten und stellen spezifische Umgangsformen aktiv her, dazu gehören Tabus, Fehler und Werte, wie Anerkennung und Vertrauen.
Das Ziel der Auseinandersetzung mit der eigenen Organisationskultur ist die Schaffung einer Kultur der Aufmerksamkeit und der Achtsamkeit.
Folgende Schritte wurden durchgeführt:
1. Analyse der Akteure (Mitarbeiter*innen, Honorarkräfte und externe Kooperationspartner)
2. Durchführung einer Risikoanalyse (Auseinandersetzung mit den eigenen Strukturen und Überprüfung hinsichtlich Schwachstellen und Risiken) mit den Akteuren
3. Erarbeitung eines Präventionsleitfadens und Umsetzung der dort aufgeführten Maßnahmen: bestehend aus Informationen der Mitarbeiter*innen, Athlet*innen, Kooperationspartner und des sonstigen OSP-Netzwerks, verbindliche Implementierung von Schulungen, permanente Verankerung der Thematik und des Schutzkonzeptes auf den Homepages der OSP-Standorte (gut sichtbar), bessere Sichtbarkeit der Ansprechpersonen und Hilfestellen intern und extern, Verankerung von Maßnahmen im Bereich des Personalmanagements sowohl im Recruiting als auch im Rahmen der Personalentwicklung, Verankerung von verbindlichen Verhaltensregeln für alle Mitarbeiter*innen, Kooperationspartner und Honorarkräfte des OSP NRW
4. Festlegung eines Kriseninterventionsplans im Umgang mit Verdachtsfällen mit Informationen und Hilfen für die Mitarbeitenden, Interventionsschritten und Beratungsleitlinien für die Ansprechpersonen an den Standorten
Intervention und Prävention bei interpersoneller Gewalt im Sport werden als ein Handlungsansatz und als Querschnittsaufgabe für den OSP NRW gesehen. Dabei werden insbesondere Bewusstsein und Sensibilität für diesen Anspruch bei einer breiten Öffentlichkeit geschaffen und die potentiellen Gefahrenquellen innerhalb des OSP identifiziert und entsprechende Maßnahmen zur Vorbeugung ergriffen.
Gut sichtbar auf den Homepages der drei Standorte des OSP NRW haben wir einen Info-Button auf der Startseite eingefügt, um möglichst auf den ersten Blick den Zugang zu unserem Schutzkonzept und weiterführenden Informationen zu gewährleisten.
Der OSP NRW versteht seinen Schutzauftrag darin, Fachverbände, Vereinen, Trainer*innen, Übungsleiter*innen und Athlet*innen für das Thema der interpersonellen Gewalt im Sport zu sensibilisieren, um für alle Bundeskaderathlet*innen, Leistungssportler*innen und talentierte Nachwuchs-Athlet*innen eine gewaltfreie Atmosphäre an seinen OSP-Standorten zu schaffen.
Zum Schutzauftrag der Zielgruppen (Kinder und Jugendlichen, junge Erwachsener und Erwachsene) gehört es ebenso, Maßnahmen zur Prävention von und Intervention bei interpersoneller Gewalt im Sport zu erarbeiten, diese zu kennen und auch innerhalb der Organisationsstrukturen zu verankern.
Für die wirksame Vorbeugung interpersoneller/sexualisierter Gewalt im Sport wurden u.a. folgende Maßnahmen beschlossen: